Verhaltenskodex für das Foilen hinter Kursschiffen auf dem Zürichsee
TL;DR
In Absprache mit der Zürcher Schifffahrtsgesellschaft haben wir einen Verhaltenskodex für das Foilen hinter Kursschiffen erarbeitet, um die Sicherheit und das Miteinander auf dem Zürichsee1 zu fördern. Der Kodex beinhaltet die Rücksichtnahme auf die Schifffahrt durch Verzicht auf das Surfen auf den Heckwellen, keine Eingriffe in den Schiffsbetrieb und das Einhalten eines sicheren Abstandes zu den Schiffen. Der Kodex ist das Ergebnis eines konstruktiven Dialogs, der auf das Verständnis und die Zusammenarbeit aller Seenutzer abzielt.
Die ZSG sieht den See als gemeinsames Erholungsgebiet, wo konfliktfreies Miteinander und Sicherheit prioritär sind; bei Störungen ergreift sie jedoch notwendige Massnahmen. Das nicht respektieren der ZSG-Vorgaben kann behördliche Massnahmen nach sich ziehen und die gesamte Gemeinschaft negativ beeinflussen.
Intro
Es ist mir ein persönliches Anliegen, das Pumpfoiling noch lange ohne Einschränkungen ausüben zu können. Nachdem ich kürzlich über Umwege erfahren habe, dass die Zürichsee Schifffahrtgesellschaft ein Mail an die Seepolizei des Kantons Zürich geschickt hat, in dem sie darauf hinweist, dass in Küsnacht vermehrt Pumpfoiler mit der Heckwelle mitfahren und dies nicht toleriert wird, habe ich den Kontakt zur ZSG gesucht. Letztes Wochenende ist auch noch ein Artikel zum Thema auf Tele Züri erschienen.
Anfang Mai hatte ich die Gelegenheit, mich mit dem Chef Nautik und dem ehemaligen Chefkapitän der Zürcher Schifffahrtsgesellschaft auszutauschen. Dieses Gespräch hat mir wertvolle Einblicke in die Verantwortung und die Herausforderungen eines Schiffsführers gegeben, die ich gerne weitergeben möchte.
Verantwortung der Schiffsführer
Die Verantwortung eines Schiffsführers auf dem Wasser ist enorm, da er nicht nur für sein Schiff, sondern auch für die Sicherheit der umliegenden Gewässer mitverantwortlich ist. Das Gesetz verlangt von einem Schiffsführer die Einhaltung der Sorgfaltspflicht. Die Sicht des Schiffsführers ist, wie ich selbst erlebt habe, sehr eingeschränkt, was die Risiken und Gefahren auf dem Wasser erhöht (Siehe Bilder weiter unten). Nach achtern in Richtung Heckwelle ist die Sicht gleich Null. Ein Schiffsführer trägt die Verantwortung für alles, was unter seiner Aufsicht geschieht, und wird bei einem Unfall privatrechtlich haftbar gemacht. Dies kann schwerwiegende Folgen haben, wie z.B. den Entzug des Schiffsführerscheins, Fahrverbote oder im schlimmsten Fall das Ende der Karriere nach einem einzigen Vorfall, welches auch enorme Auswirkungen auf sein Privatleben haben wird (Jobverlust). Ein Verfahren dauert in einem solchen Fall mehrere Jahre und ist eine nicht unbedeutende seelische Belastung.
Die Kapitäne fahren daher sehr vorsichtig und nicht schneller als 16 Knoten (ca. 30 km/h), in einigen Bereichen sogar nicht schneller als 10 Knoten (ca. 20 km/h) oder weniger (Seebecken von Zürich). Bei plötzlich auftauchenden Hindernissen oder Fehlmanöver anderer Seemitbenutzer müssen sie einen Notstopp einlegen, bei dem die gesamte Motorleistung von bis zu 1200 PS schlagartig in den Rückwärtsgang geschaltet wird. Die Schiffsschrauben erzeugen dabei einen sehr starken Sog. Solche Notstopps kommen in der Hochsaison durchschnittlich ein- bis zweimal pro Woche vor. Übrigens: Auch bei der Vorwärtsfahrt entsteht an der Seite des Schiffes ein Sog. Die Schiffsschraube zieht das Wasser unter dem Schiff seitlich an und drückt es mit enormer Kraft nach hinten. Es ist nicht möglich, diesem Sog der Schiffsschrauben, welche sich bis zu 500 U/Min., drehen zu entkommen, sollte eine Person davon erfasst werden.
Wir als Pump Foiler müssen uns bewusst sein, welchen Risiken wir uns aussetzen und welche Folgen dies für den Schiffsführer, aber auch für unsere Umgebung haben kann, wenn wir in einen Unfall verwickelt werden. Zudem sollte der Artikel 237 des schweizerischen Strafgesetzbuches definitiv davon abhalten, ein Kursschiff zu behindern.
Verhaltenscodex
Wir haben folgenden Verhaltenskodex aufgesetzt:
- Wir zollen der Kursschifffahrt Respekt und verzichten darauf, auf den Heckwellen der Kursschiffe zu fahren
- Wir beeinträchtigen den Betrieb der Kursschifffahrt nicht und halten einen sicheren Abstand zu den Kursschiffen.
- Das Befahren der durch die Kursschiffe erzeugten Wellen ist gestattet, sofern wir uns dabei vom Schiff entfernen.
Die Zürichsee Schifffahrtgesellschaft (ZSG) versteht den See als Naherholungsgebiet für alle Nutzer und strebt ein Miteinander an. Dabei ist es ihr wichtig, dass sich alle so verhalten, dass Konflikte vermieden werden und die Sicherheit aller gewährleistet ist. Wenn jedoch andere Nutzer des Sees sie in ihrer Arbeit behindern oder ihre Wünsche nicht respektieren, sehen sie sich gezwungen, Massnahmen zu ergreifen.
Übrigens: Wir haben bereits im letzten Jahr mit der WAPO einen allgemeinen Verhaltenskodex erarbeitet. Dieser ist natürlich nach wie vor gültig und es lohnt sich, ihn noch einmal durchzulesen.
Disclaimer
Ich vertrete offiziell niemanden direkt. Ich versuche nur als Co-founder der pumpfoiling.community einen Code of Conduct aktiv zu halten, um Konflikte und daraus resultierende mögliche Verbote zu vermeiden. Ich stehe auch regelmässig in Kontakt mit der Wapo in Zürich. Der Sport wächst rasant und die Gefahr, dass wir auf den Radar kommen, wird immer grösser. In diesem Sinne vertrete ich auch mich selbst, der den Sport noch lange ohne Einschränkungen ausüben möchte. Ich versuche in den Gesprächen auch immer zu vermitteln, dass man nicht alle über einen Kamm scheren kann. Und dass das hoffentlich auch etwas bringt, wenn sich mal wieder jemand nicht konform verhält.
English Version
Code of conduct for foiling behind course vessels on Lake Zürich
TL;DR
In consultation with the Zürcher Schifffahrtsgesellschaft, we have drawn up a code of conduct for foiling behind scheduled boats in order to promote safety and cooperation on Lake Zurich2. The code includes consideration for shipping by refraining from surfing on the stern waves, not interfering with ship operations and keeping a safe distance from ships. This code is the result of a constructive dialogue aimed at promoting understanding and cooperation between all lake users.
The ZSG sees the lake as a shared recreational area where conflict-free coexistence and safety are a priority; however, it takes necessary measures in the event of disturbances. Failure to comply with the ZSG regulations may result in official measures and have a negative impact on the entire community.
I would like to go straight to the codex.
Intro
In consultation with the Zürcher Schifffahrtsgesellschaft, we have drawn up a code of conduct for foiling behind scheduled boats in order to promote safety and cooperation on Lake Zurich. The code includes consideration for shipping by refraining from surfing on the stern waves, not interfering with ship operations and keeping a safe distance from ships. This code is the result of a constructive dialogue aimed at promoting understanding and cooperation between all lake users.
The ZSG sees the lake as a shared recreational area where conflict-free coexistence and safety are priorities; however, it will take the necessary measures in the event of disruption.
It is a personal concern of mine to be able to practise pump foiling for a long time to come without any restrictions. After I recently learnt in a roundabout way that the Lake Zurich Navigation Company had sent an email to the lake police of the Canton of Zurich pointing out that more and more pump-foilers are travelling with the stern wave in Küsnacht and that this is not tolerated, I sought contact with the ZSG. Last weekend, an article on the subject appeared on Tele Züri.
At the beginning of May, I had the opportunity to talk to the head of nautical affairs and the former chief captain of the Zurich Navigation Company. This conversation gave me valuable insights into the responsibilities and challenges of a skipper, which I would like to pass on.
Responsibility of the Boat Captain
The responsibility of a skipper on the water is enormous, as he is not only responsible for his ship, but also for the safety of the surrounding waters. The law requires skippers to fulfil their duty of care. As I have experienced myself, the skipper’s visibility is very limited, which increases the risks and dangers on the water (see pictures). Aft towards the stern wave, visibility is zero. A skipper is responsible for everything that happens under his supervision and will be held liable under private law in the event of an accident. This can have serious consequences, such as the withdrawal of the skipper’s licence, driving bans or, in the worst case, the end of their career after a single incident, which will also have a huge impact on their private life (loss of job). Proceedings in such a case take several years and are a not insignificant emotional burden.
The captains therefore sail very carefully and not faster than 16 knots (approx. 30 km/h), in some areas not even faster than 10 knots (approx. 20 km/h) or less (lake basin of Zurich). In the event of sudden obstacles or incorrect manoeuvres by other sea users, they have to make an emergency stop, during which the entire engine power of up to 1200 hp is suddenly shifted into reverse gear. The ship’s propellers generate a very strong suction. Such emergency stops occur on average once or twice a week in the high season. Incidentally, suction is also created on the side of the ship when travelling forwards. The ship’s propeller pulls the water under the ship sideways and pushes it backwards with enormous force. It is not possible to escape this suction of the propellers, which rotate at up to 500 rpm, should a person be caught up in it.
As pump foilers, we must be aware of the risks we expose ourselves to and the consequences this can have for the skipper, but also for those around us, if we are involved in an accident. In addition, Article 237 of the Swiss Penal Code should definitely discourage us from obstructing a course vessel.
Code of Conduct
We have drawn up the following code of conduct:
- We show respect for scheduled boat trips and refrain from travelling on the stern waves of scheduled boats
- We do not interfere with the operation of scheduled boats and keep a safe distance from the scheduled boats.
- Travelling on the waves created by the scheduled boats is permitted as long as we keep a safe distance from the boat.
The Lake Zurich Navigation Company (ZSG) sees the lake as a recreational area for all users and endeavours to work together. It is important to it that everyone behaves in such a way that conflicts are avoided and everyone’s safety is guaranteed. However, if other users of the lake hinder them in their work or do not respect their wishes, they feel compelled to take action.
By the way: We already drew up a general code of conduct with the WAPO last year. This is of course still valid and it is worth reading through it again.
Disclaimer
I do not officially represent anyone directly. As co-founder of pumpfoiling.community, I only try to actively maintain a code of conduct in order to avoid conflicts and possible resulting bans. I am also in regular contact with the lake police in Zurich. The sport is growing rapidly and the risk of us coming under the radar is increasing. In this sense, I also represent myself, who would like to continue practising the sport for a long time without any restrictions. I always try to emphasise in discussions that you can’t lump everyone together. And that this will hopefully also help if someone doesn’t conform.
- Auf anderen Seen und Flüssen wird es wahrscheinlich ähnlich sein. Sucht den Kontakt zu den Bootsführern. Aber auch zu Badegästen, Anglern, Tauchern etc. Bleibt im Dialog und nehmt Rücksicht auf andere Erholungssuchende. ↩︎
- It will probably be similar on other lakes and rivers. Seek contact with the boatmen. But also with bathers, anglers, divers etc. ↩︎
Hi Patric, awesome work you are doing on this topic.
I might be not bad idea to have bit of a graphic from the top with boat to see those places where water gets sucked by engine and where is to safe to approach and ride.
Just an idea
Thanks for your good work